Das Jahr 1977 im Rückspiegel:
- die RAF bescherte der Bundesrepublik Deutschland den "deutschen Herbst"
- die Sex Pistols erfanden den Punk
- Elvis reichte den Löffel
Vom Zeitgeschehen unbemerkt brach sich in einem kleinen Dorf im Rheinland eine etwas andere Erfolgsgeschichte Bahn…
der Jägerzug DE BOSCHTE 1977 Anstel wurde gegründet.
Zeitzeugen, wie die Gründungsmitglieder Kirschbaum und Oberlack erinnern sich:
"Montags waren wir noch kleine Vorstadt-Rock and Roller ohne Perspektive
und am nächsten Tag schon Jung-Sebastianer mit klar vorgezeichnetem Lebensweg
- Orden, Würden, Brauchtum.
Statt "Anarchy in the UK" sangen wir jetzt "Ich hatte einen Kameraden!"
Das Teambuilding erforderte in der Frühzeit personelle Aufstockungen
-schließlich gab es zunächst nur 6 "Boschte" - die notwendige Unterstützung fand man sowohl in bewährten Kräften anderer Einheiten
(der spätere Schützenkönig HansJürgen Kolpin wurde vom Tambourkorps abgeworben) als auch durch die Verpflichtung von Quereinsteigern
(sonderbare Typen, die sonst keiner haben wollte).
Auch vor durchgeknallten Ortsfremden machte der Expansionswahn der BOSCHTE nicht halt! (liebe Grüsse an Dieter Boger)
Die Ansteler Jubilare legten in den frühen 80er Jahren des letzten Jahrhunderts noch vermehrt Wert auf öffentlichkeitswirksame Aktionen,
wie z.B. den Bau von Großfackeln. In erster Linie, um der geliebten Bruderschaft zu zeigen: Hey! Wir sind einer von uns ..äh..
"welche von Euch"! Leider wollte uns die Bruderschaft anfangs partout nicht zurück lieben!
Kirschbaum befahl deshalb: "Männer, wir brauchen Stallgeruch"!
Wie zu erwarten wurde der Hinweis falsch verstanden. Bei Trinkgelagen auf Ferdi Kühlwetter's Kruchenhof konnte man prima Stallgeruch bekommen - ganz ohne Anstrengung.
Schnell wurde klar, dass der bereits erwähnte Großfackelbau ein guter Weg sein würde.
Das hatten die "Frischlinge" (e.g.: historischer Schützenverein, siehe auch "Annalen des
Bundes der historischen Deutschen Schützenbruderschaften für die Jahre 1550-1595)
….schon vorgemacht. Also: Idee geklaut und nix wie ran!
So einfach wie es schien, war es dann doch nicht - der geneigte Leser werfe hierzu einen
Blick in unsere Chronik.
Fazit: Liebe kann man sich nicht "erarbeiten", aber: wir hatten unsere Duftmarke gesetzt!
(Im Setzen von Duftmarken waren wir allgemein klasse.)
In späteren Jahren widmete man sich lieber der intensiven Brauchtumspflege, z.B. an der Theke der neu errichteten Schützenhalle. Das allein war allerdings nicht genug -
"back in the old days"…..Das gesellige Beisammensein zum eigentlichen Schützenfest-Termin wurde flankiert von interessanten Zug-internen Veranstaltungen, welche von
Oktober bis August stattfanden. DE BOSCHTE in diesen Tagen nahe eines
"Konspirativen Kommunikationszentrums" (umgangssprachlich "Kneipe") zu treffen
war ungefähr so selten wie ein dreiblättriges Kleeblatt.
Doch nicht nur das einheimische Unternehmertum hat man gerne und intensiv unterstützt!
Nein, bei einem weltoffenen Zusammenschluss wie DE BOSCHTE wurde kultureller Austausch allgemein groß geschrieben. Gerne traf man sich mit osteuropäischen Erntehelfern auf ein paar Fläschchen "Spiritous" nach Feierabend oder man trank einfach einen Hektoliter Osborne, um den südwesteuropäischen Wirtschaftsraum zu fördern.
Einzig der Plan, die Brennerei Flimm käuflich zu erwerben, um die Fixkosten zu senken, wurde letztlich verworfen. (Uns war klar geworden, dass wir für die in mühevoller Kleinarbeit gesammelten Schnapsflaschen kein Pfand bekommen)
Unsere Kreativität kannte keine Grenzen. Viele unserer Ideen und Erfindungen sind heute
aus Ansteler Haushalten nicht mehr wegzudenken: Strom, fließend Wasser (auch und besonders im Klosett), TV und Erste-Hilfe Kasten werden heute über die Grenzen
unseres Dorfes hinaus genutzt! (zumindest für Anstel waren das neue Erfindungen!
In Frixheim! kennt man das bis heute nicht!!)
Andere, leider verworfene Pläne aus dieser Zeit:
1 - Komplett-Überdachung der Zugwege
2 - Schalter: "Not-Aus" für Schützenfrauen
3 - Schützen TV-Sender (23 Stunden verschwommenes Testbild, eine Stunde Wecksignal)
4 - Innenbeleuchtung für Schlüssellöcher
5 - Einführung der "Doorn-Card" als Zahlungsmittel in Bierverlagen
Kurzum, wir haben nach besten Kräften unseren Beitrag geleistet.
Heute schätzt man das kultivierte Gespräch am "Stammtisch" in der (ebenso wie wir selbst in die Jahre gekommenen) Schützenhalle - traditionell sitzt man da nach Geschlechtern getrennt.
Das hat im Wesentlichen 3 Vorteile:
1 - Wenn Runden geordert werden, befindet sich die Getränkeanlieferungsstelle grundsätzlich
auf der "Männerseite"! Sozusagen freie Getränkewahl! (auch der eisernste Schütze will
mal ne Cola, traut sich in der Regel aber nicht, vor seinen Freunden eine zu bestellen.)
2 - Wenn man den ganzen Abend nicht mit seiner Frau spricht, kann man auch "nix falsches
sagen." Ein Vorzug, den viele erfahrene Schützen unterschätzen. Gleichzeitig hat der Haushaltsvorstand auch nur rudimentäre Kenntnisse über die vom geliebten Gatten konsumierten Alkoholika! Man kann also nach dem obligatorischen abendlichen Bäuerchen irgendwas faseln wie:
"uuh, ääh, die Körriwoosch war zu fett..! (würg..)"
3 - Menschen, welche mit uns bzw. mit einem von uns kommunizieren möchten (Ja, doch! Die gibt es!) müssen auf der Männerseite(!) vorsprechen. Runden von Gästen sind also grundsätzlich nicht so teuer, weil nur für die Männer! So kann man dem sog. "Freund" mehrere Getränkespenden abnötigen.
Zweitens: junge Damen, welche sich aus unerfindlichen Gründen mit unseren Frauen besprechen wollen, müssen erst mal an UNS vorbei (hrhrhr)!
Heute feiern wir bereits unseren 30. Jahrestag! Einige von uns waren mittlerweile mal Schützenkönig, oder Präsident oder so ähnlich, oder Kassierer oder ist/sind es noch:….
Irgendwie sind wir "Die Bruderschaft" heute also ein kleines bisschen auch selbst..(toller Satz…)
Wir hoffen noch viele Jahrzehnte dabei sein zu dürfen (das war nicht immer bei allen so).
Eingeständnis
Wir sind nicht immer so, wie man sich eine "anständige Kompanie" vorstellt, aber wir geben stets unser Bestes!
Man kann aber auch von uns lernen;……… ist es nicht viel schöner, einen Zug-Psychologen zu haben, welcher mit Dir über Deine Verhaltensdefizite spricht als einen "SPIESS" zu beschäftigen, "STRAFEN" zu verteilen - also dem schnöden Mammon zu dienen? Was hätte unser Schutzpatron Basti wohl dazu gesagt?
Die Honorarforderungen unseres "Z/Psy" sind übrigens stets moderat und situativ* angemessen.
Der Jägerzug DE BOSCHTE hat die Jahrzehnte recht gut überstanden….und fast vollzählig! Das war so nicht immer zu erwarten…..
*ach ja, mitunter erfinden wir auch Wörter:
Auszug aus den DE BOSCHTE CHRONIKEN (10 von 30 Jahren)
9/77 Erste Erwähnung von DE BOSCHTE in den Annalen der St.Sebastianus Schützenbruderschaft Anstel 1300 e.V.
(Dort in den Büchern vermerkt als "schwarzer September")
9/80 Größenwahn und jugendlicher Übermut nötigen DE BOSCHTE zum Großfackelbau Erstes Ergebnis: die sog. "schlauchlose Schlappe"
Prädikat: unidentifizierbar (wir merkten, dass wir dringend mehr Handwerker im Verein brauchen.)
9/82 Fackelbau wird zur Routine - vier Wochen vor dem Schützenfest starten die
Bauarbeiten - fröhliche Zeiten für den örtlichen Bierverlag!
Vorteil: Der SpaceShuttle D2 - GilbachReisen konnte sich sehen lassen!
Nachteil: die akquirierten Handwerker saufen wie die Kutscher und sprengen die Zugkasse
9/85 DE BOSCHTE vs. DER 7. SINN
..oder Trecker fahren will auch gelernt sein. Fackelbau auf dem Kruchenhof/Anstel Wird langsam langweilig, weil Routine. Deswegen zwischendurch kurzes Stunt-Driving mit dem Bulldog.
Resultat: Lanz Bulldog gegen Scheunentor 0:1
PeterHeinz: Platzverweis
Leo: Schnappatmung (l.m.a.A.!...!)
DE BOSCHTE: einer weniger
9/90 Die Brauchtumspflege steht jetzt klar im Vordergrund.
Am Besten, man pflegt am Freitag VOR der Kirmes so intensiv, dass die eigentlichen Festtage rüberkommen wie ein Wellness-Urlaub im Hunsrück.
Positiv: Beim Zugkönig trinken ist billiger.
Nachteil: Putzen, wischen und desinfizieren ist kein Spaß -mit 2 Promille… Manche bekommen Hausverbot im eigenen Haus.
9/93 unsere Liebe zum Schützenfest kulminiert in der Übernahme der Königswürde durch einen unserer Besten: Achim Kramer! Mit seiner Königin Barbara verzaubert er das verträumte Dörfchen am Gilbach für ein langes Regierungsjahr!
Vorteil: unser Image wird besser!
Nachteil: unser Image wird besser!
Fazit: Echt lang! Uns wird klar, dass ein König tierisch viele Termine hat - und DE BOSCHTE müssen mit! Mist.
Highlight: Den Typen aus Korschenbroich haben wir's gezeigt!
9/97 DE BOSCHTE haben 20jähriges! Unser erstes richtiges Jubiläum! Das 10jährige haben wir verpennt.
Die Bruderschaft übrigens auch. Macht aber nix - so brauchen wir uns nicht so oft kluge Reden auszudenken.
Leider ist uns die Urkunde "20 Jahre DE BOSCHTE" abhanden gekommen (sie war ca. 5 Stunden in unserem Besitz) Waren halt wilde Zeiten damals!
9/02 Ein neues Jahrtausend. Schon wieder Jubiläum! Diesmal haben alle dran gedacht!
Die Bruderschaft hat uns versehentlich schon 2001 gratuliert! Tja, ist eben wie bei Gästen die man nicht los wird! Die scheinen auch schon ewig da zu sein.
HansJürgen hat anlässlich des 25jährigen die Königswürde erballert! Wir freuen uns alle auf viel Besuch - vor allen Dingen aus Korschenbroich (hrhr)!
Mit Havva regiert HansJürgen die Ansteler souverän und weise.
Die besonderen regionalen Umstände nahe der Residenz erforderten unbedingte Nachtruhe ab 22 Uhr.
Keine leichte Aufgabe mit einem Käfig voller Narren als Zugkameraden.
Anmerkung: Die Urkunde zum 25jährigen ist auch weg.
9/03 Black Friday - das Tor zur Hölle
Die altbewährte Praxis, das "Einläuten" der Kirmes heftiger zu gestalten als das eigentliche Schützenfest findet ihren Höhepunkt…
Ort: Peter Schürmann's Garten (heißt seit damals "Ground Zero")
Zeit: Freitag Abend vor dem Schützenfest
Anwesend: Die Kernmannschaft von DE BOSCHTE und einige "Gäste" (die haben wir nie wieder gesehen)
Ablauf:
19 Uhr Imbiss
20 Uhr Gespräch
21 Uhr Dante's Inferno
23 Uhr Ende
Was im Einzelnen ablief, kann keiner mehr berichten. Jörg (trinkt keinen Schnaps) verweigert bis heute die Aussage.
Die Gäste können wir nicht fragen, die haben den Kontakt zu uns abgebrochen.
Die vom Tambourkorps sind weggelaufen bevor es ernst wurde…..
Man stelle sich den Film "Das Experiment" vor - nur ohne Knast, dafür mit Schnaps. Fazit: Manche hatten Samstag Pause.
9/07 jetzt. Schon wieder Schützenfest.
Schon wieder Jubiläum! Wo soll das noch enden? Alt und grau können wir nicht mehr werden…sind wir schon.
Besorgnis erregend: Bei Zugkönigschießen haben wir uns..unterhalten!! …und in Zimmerlautstärke!!!
Musik gehört.
EPILOG
Ist das jetzt das Alter?
Oder Weisheit?
Oder doch nur wieder die Ruhe vor dem Sturm?
So spricht denn zum Schluss Euer geliebter Zugführer:
"Diese Frage werden wir beantworten müssen!"
77 - 07 7 Deklinationen bezüglich DE BOSCHTE
1977 1992 2007
Uniform Bolero Putzlappen
Blond Hellblond Friedhofsblond
Schlank Untersetzt Gorillas im Nebel
Verliebt Verheiratet Verschuldet
Agil Aktiv Aspirin (2Stück)
Gescheit Gescheiter Gescheitert
Kopfhaar Rückenhaar Nasenhaar
Und merke:
Die Hoffnung stirbt
Z U L E T Z T